Entwicklung grundlegender Schaltungstechniken und Baugruppen
Schnelle Schaltungen zur Zeitmessung
Die präzise Zuordnung von Zeiten zu digitalen Ereignissen ('Zeitstempel') ist in
vielen Anwendungen wichtig. In der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) z.B. müssen den
bei der Positronen - Vernichtung ausgesendeten Gamma - Quanten Zeiten zugeordnet werden. In der
Teilchenphysik muß oft der Durchtritt - Zeitpunkt von Teilchen gemessen werden, um die
Zuordnung des Treffers zu einer Spur zu ermöglichen oder um durch eine Flugzeitmessung
die Geschwindigkeit der Teilchen zu ermitteln.
Am Lehrstuhl werden Zeit - Stempel - Schaltungen entwickelt, die auf schnellen Ringoszillatoren
basieren. Dabei kommt eine differentielle Logik mit kleinem Signalhub zum Einsatz, da diese
schnell ist, eine gute Störunterdrückung bietet und invertierende und nicht - invertierende
Funktion gleichzeitig liefert. Verzögerungszeiten von etwa 100 ps sind in einer
0.18 um Technologie möglich.
Differentielle, strombasierte Logik
Obgleich CMOS die zweifelslos dominierende Logikfamilie ist, kommen in speziellen Bereichen auch
andere Logikfamilien zum Einsatz. So findet sich in schnellen Prozessoren beispielsweise
dynamische Logic oder Pass Gate Logik. Differenzielle Logikfamilien, die mit konstantem Strom
betrieben werden ('current mode logic', CML), sind aufgrund des kleinen Signalhubs schnell, sie
erzeugen nur geringe Störungen auf den Versorgungsspannungen und sie sind umgekehrt
relativ unempfindlich für Schwankungen in der Versorgungsspannung. Solche Logikfamilien
können daher sowohl in high - speed Anwendungen, wie auch in low - noise Chips vorteilhaft sein.
Am Lehrstuhl wird in vielen Designs eine Logikfamilie mit einer nichtlinearen Last eingesetzt,
deren Signalhub recht schwach vom Bias-Strom anhängt. So kann die Geschwindigkeit (und
somit der Stromverbrauch) in recht weiten Bereichen an die Erfordernisse angepasst werden.
Strahlenharte Elektronik
In vielen Sensorik-Anwendungen werden die am Sensor angeschlossenen Auswerte-Chips durch
radioaktive Strahlung belastet (Physik-Experimente, Satelliten-Experimente, Röntgen-Nachweis).
Die Eigenschaften normaler MOS Transistoren verändert sich durch die Bestrahlung
ungünstig, so daß die Chips nicht mehr korrekt arbeiten. Durch geeignete Layout -
Techniken kann in Technologien mit Gatelängen unter etwa 0.35 um eine sehr gute
Strahlentoleranz erreicht werden. Insbesondere müssen die Transistoren dazu ringförmige
Geometrie aufweisen. Solche Geometrien werden von den normalen 'Design Kits' nicht unterstützt.
Am Lehrstuhl wurden daher geeignete Modifikationen an den Kits erarbeitet. Außerem wurde
eine kleine Bibliothek aus strahlenhart gezeichneten digitalen Standardzellen entworfen. Es
stehen alle Informationen zur Verfügung, die für einen automatisierten digitalen
Designablauf benötigt werden.
Präzise, schnelle Stromspeicherzellen, ADCs
Strombasierte Signalverarbeitung erfreut sich zunehmender Bedeutung, da bei kleiner werdenden
Versorgungsspannungen der dynamische Spannungs - Bereich analoger Schaltungen immer weiter abnimmt.
Bei strombasierten Schaltungen sind die Spannungshübe gering, so daß dieser Ansatz
ein möglicher Ausweg ist. Strombasierte Schaltungen können auch sehr schnell sein,
da parasitäre Kapazitäten nicht so stark umgeladen werden müssen. Ein wichtiges
Element in vielen Schaltungen ist die Stromspeicherzelle. Diese soll einen geringen Stromfehler
aufweisen, schnell sein und einen hohen Ausgangswiderstand bieten. I. Peric hat eine
Schaltung vorgeschlagen, die diese Anforderungen in hohem Maße erfüllt. Sie bildet
die Basis von algorithmischen und pipelined ADCs, die in einer 0.18 um Technologie gefertigt
werden sollen.
Transkonduktoren mit sehr kleinem gm, Filter mit niedriger Grenzfrequenz
Moderne Technologien bieten Transistoren mit immer weiter steigender Transkonduktanz, da dies
für hohe Geschwindigkeiten wesentlich ist. In manchen Anwendungen werden jedoch Strukturen
mit
kleiner Transkonduktanz benötigt, nämlich immer dort, wo sehr lange
Zeitkonstanten auf einem Chip realisiert werden sollen, ohne daß dazu sehr große
Kapazitäten benötigt werden. Beispiele sind Filter mit niedriger Grenzfrequenz (wenige
Hertz) zur Aufbereitung von Meßsignalen oder langsame Regelschleifen. Am Lehrstuhl wurde
eine geeignete Schaltung vorgeschlagen und zum Patent angemeldet. Der Einsatz in Filtern wird z.Z.
untersucht.